Der Rotpunktverlag Zürich präsentiert: Werkausgabe Carl Albert Loosli in 7 Bänden, Herausgegeben von Fredi Lerch und Erwin Marti
Looslis Wiederentdeckung
Die 7-bändige Ausgabe der Werke von Carl Albert Loosli (1877–1959) liegt nun vollständig vor. Seit Looslis Tod 1959 mussten genau 50 Jahre ins Land gehen, bis ein größeres Publikum sich ein konkretes Bild von der Bedeutung dieses großen Schweizer Intellektuellen und Schriftstellers machen kann. Die in den Jahren 2006 bis 2009 erschienene Werkausgabe erlaubt es, Loosli in der ganzen gesellschafts-, sozial- und kulturpolitischen Breite seiner Schriften, seiner Interessen und seines Engagements kennen zu lernen.
Loosli kämpfte gegen die Versorgung von Kindern in Anstalten; gegen das Verdingkinder-Unwesen; gegen die »administrative« Internierung randständiger Erwachsener; für die Humanisierung von Strafrecht und Strafvollzug. Er machte als Mitbegründer des Schweizerischen Schriftstellerverbands Literaturgeschichte und schrieb im Zusammenhang mit Ferdinand Hodler Kunstgeschichte. Er trat als Anwalt der schweizerischen Juden und Jüdinnen gegen die Judenhetze im In- und Ausland an. Und er beharrte gegenüber den Fronten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges sowie des Kalten Krieges auf einer Demokratie, die diesen Namen verdient.
Das ist Loosli. Man muss ihn kennen lernen.
Zum Aufbau der einzelnen Bände
Die Bände dieser Werkausgabe sind nach thematischen Schwerpunkten geordnet (also nicht, wie sonst bei Werkausgaben üblich, nach literarischen Formen, wie Romanen, Erzählungen, Gedichten, Aufsätzen, Briefen usw.).
Jeder Band ist als Lesebuch gestaltet, das heißt: Das jeweilige Thema wird entlang von Looslis intellektueller Entwicklung in einem möglichst kurzweiligen und anregenden »Mix« der Formen entwickelt. Dabei finden sich abwechselnd literarische Texte und Essays, Leitartikel, Briefe usw. Auch einzelne Mundartgedichte und einige der auf Französisch verfassten Texte werden einbezogen. So sind die Entwicklungslinien nachvollziehbar und es kommt themenimmanente Spannung auf.
Band 1
Anstaltsleben
Verdingkinder und Jugendrecht
552 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-330-3
Looslis Erfahrung· Anstaltsleben · Verdingkinder · Strafen oder erziehen? · Erziehen, nicht erwürgen.
Sein Schicksal als elternloses und bevormundetes Kind und die Erlebnisse in den Anstalten haben Loosli das ganze Leben lang beschäftigt. Seine Schriften, die sich für eine bessere gesellschaftliche Integration unterprivilegierter Kinder und Jugendlicher stark machen, ergeben eine schweizerische Sozialgeschichte der besonderen Art.
Band 2
Administrativjustiz
Strafrecht und Strafvollzug
520 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-331-0
Die Enterbten· Recht und Gesellschaft I· Administrativjustiz – der Angriff · Administrativjustiz – die Folgen · Recht und Gesellschaft II.
Loosli trat für unbedingte Rechtsgleichheit ein, auch für die Gleichstellung der Frau, und verlangte konsequente Rechtsstaatlichkeit. Er brandmarkte die »Administrativjustiz« als dauernden Verfassungsbruch und willkürliche Freiheitsberaubung. Ohne Gerichtsurteil in Anstalten und Gefängnisse abgeschobene Menschen, Opfer von Sterilisationen, Folteropfer und Strafgefangene aus der ganzen Schweiz wandten sich Hilfe suchend nach Bümpliz.
Band 3
Die Schattmattbauern
Kriminalliteratur
Die Schattmattbauern · Die Geisterphotographie – eine Detektivgeschichte nach Conan Doyle
Der verlassene Stuhl · Sunnemüli-Bänzes Burdi · Zweierlei Kaliber (Fragment).
ISBN 978-3-85869-332-7
Schon früh experimentierte Loosli mit kriminalistisch gefärbten Geschichten. Zwar missfielen ihm die Sherlock-Holmes-Geschichten; sie waren ihm zu unwahrscheinlich. Aber er akzeptierte auch nicht, dass die Kriminalerzählung im deutschen Kulturraum (aus snobistischen Gründen) gering geschätzt wurde. Looslis 1926 verfasster Roman Die Schattmattbauern kann als der erste moderne Kriminalroman der Schweiz bezeichnet werden.
In Zusammenarbeit mit Schweizer Radio DRS gibt es Die Schattmattbauern als hörbares Erlebnis in einer neuen Hörspielfassung von Buschi Luginbühl: mit Dialogpassagen von Paul Niederhauser in kräftiges Niederemmentaler Berndeutsch gesetzt, mit der Erzählstimme von Stefan Kurt und mit der Musik von Albin Brun.
Band 4
Gottelfhandel
Literatur und Literaturpolitik
504 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-333-4
Gotthelfhandel · Bärndütsch· Leben als Berufsschriftsteller · In Looslis Werkstatt · Spittelers Erbe.
Der Fall Gotthelf war Teil einer Auseinandersetzung, die sich um die Stellung der Intellektuellen und Künstler im Staat drehte und nicht zuletzt um den Kurs des Schriftstellerverbands. Wir lernen Loosli aber auch als Meister der kleinen literarischen Formen kennen, der Kurzgeschichte, der Novelle, der Anekdote, des »Features« -, und vor allem auch als virtuosen Satiriker.
Band 5
Bümpliz und die Welt
Demokratie zwischen den Fronten
568 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-334-1
Bümpliz und die Welt · Der tote Liberalismus · Die Lüge des Geschichtsunterrichts · Ist die Schweiz regenerationsbedürftig? · Hinter der Front. Erinnerungen eines Staatskrüppels · Die »Geheimen Gesellschaften« und die schweizerische Demokratie · Umschalten oder Gleichschalten · Aus Zeit und Leid.
Looslis Kampf für die Demokratie und die Selbstbehauptung der Schweiz machte ihn im Ersten Weltkrieg zum engagierten Parteigänger der Entente und in den 30er- und 40er-Jahren zum entschiedenen Gegner von Faschismus und Nationalsozialismus sowie zum ungeliebten Kritiker des helvetische Anpasser- und Duckmäusertums. Im Kalten Krieg, der in den 50er-Jahren begann, behauptete er seine geistige Unabhängigkeit zwischen Ost und West.
Band 6
Judenhetze
Judentum und Antisemitismus
540 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-335-8
Die schlimmen Juden! · Debatte um «Die schlimmen Juden!» · Der Berner Prozess um die «Protokolle» · Die Jahre des Faschismus · Neue Kampfziele.
In seiner Schrift Die schlimmen Juden! warnte Loosli bereits 1927 vor dem Antisemitismus als einem gefährlichen Herrschaftsmittel der reaktionärsten Kreise in der Welt. Es ist die erste große Kampfschrift gegen Antisemitismus aus nichtjüdischer, schweizerischer Sicht. Während des Krieges setzte sich Loosli für Flüchtlinge ein und beteiligte sich an den entstehenden christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaften.
Band 7
Hodlers Welt
Kunst und Kunstpolitik
536 Seiten, Leinen gebunden
ISBN 978-3-85869-336-5
In Hodlers Diensten · Der Kunstpolitiker · Der Chronist · Der Kunstschriftsteller · Hodlers Erbe.
Loosli war ein exzellenter Kenner der zeitgenössischen Schweizer Kunst und mit vielen bildenden Künstlern persönlich befreundet, so mit Ferdinand Hodler, Cuno Amiet, Emil Cardinaux und Rodo de Niederhäusern. Mit Künstlerrechts- und Wettbewerbsfragen beschäftigte er sich als Sekretär der GSMBA und als Redaktor der Schweizer-Kunst. Als Fachmann in Urheberrechtsfragen vertrat er die Künstlerinteressen auf Bundesebene. Vor allem den Werdegang Hodlers verfolgte er intensiv.
Informationen und Bestellung
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